Was für einen Sattel fahre ich; und wenn ja; wie viele? – ein Erfahrungsbericht

Was für einen Sattel fahre ich; und wenn ja; wie viele? – ein Erfahrungsbericht
Sättel sind ähnlich wie Griffe und Pedale eine wichtige Schnittstelle zwischen Mensch und Fahrrad. Während ich bei Griffen und Pedalen längst (m)eine Entscheidung getroffen hatte, war ich mit der Wahl meines Sattels immer irgendwie unzufrieden und nur wenig experimentierfreudig.
Über Jahre hinweg habe ich einen Terry Fisio GTC Gel Max Men Touring Comfort Sattel gefahen und dachte, dass er für mich der beste Sattel sei. Viele in der Rad-Community rieten mir zu einem Wechsel auf einen Ledersattel von Brooks. Aber über den Sattel hört man zum Teil die größten Horror-Geschichten. Die einen klagen über das lange einfahren, kommen damit überhaupt nicht zurecht und raten einem vehement ab. Die anderen schwören auf nichts Anderes.
Nach meiner 5-Länder-Tour Ende Juni bis Mitte Juli habe ich dann die Entscheidung getroffen, den Versuch zu starten. Während der Tour hatte ich ausreichend Zeit mir darüber Gedanken zu machen. Nimmst du einen B67, einen B17 oder gar einen Cambium C17? Den Cambium hatte ich probehalber schon mal für 2 Wochen montiert; kam aber damit überhaupt nicht zurecht. Damit war er raus.
Also fiel die Entscheidung zwischen dem B67 (mit Federn) und dem B17 (ohne Federn). In Anbetracht der Tatsache, dass bereits eine G2-bySchultz-Sattelstütze, mit einer Feder unterhalb meiner Gewichtsklasse, montiert ist, wäre eigentlich der B17 die logische Konsequenz gewesen, da sonst ein Dopplungseffekt hätte einsetzen können. Die Rückfragen in der Community ergaben: „Frag 10 Leute und du erhältst höchstwahrscheinlich 14 Meinungen“ – mindestens.
So habe ich mich aus dem Bauch heraus für den B67; sprich mit Federn entschieden und ihn noch während meiner Tour bestellt. Als ich nach Hause kam, war der Sattel schon vor Ort. Hochwertig verpackt, mit Sattelfett und Maulschlüssel geliefert, konnte ich mich an die Vorbereitungen machen. Von unten GUT einfetten, von oben nur sehr, sehr spärlich. Unten über Nacht einwirken lassen; oben nach einiger Zeit abputzen. Spannen ist erstmal nicht notwendig. Die Gebrauchsanweisung ist umfangreich und gut.
Am nächsten Tag ging es zu Radsport Giltjes. Nachbesprechung der Tour, Entscheidung für eine noch kräftigere Bremsanlage, kurzer Check, neuer Helm und die Montage des Sattels. Dabei lächelte der Monteur etwas jovial und auch ein wenig mitleidsvoll.
„Tausend Kilometer wird das schon brauchen“ bekam ich noch mit auf den Weg“. Erst dann würden sich individuelle Sitzmulden bilden. Also müsste bei meiner Fahrleistung der Drops in rund zwei Wochen gelutscht sein. Mit allergrößtem Respekt setzte ich mich auf mein Rad und fuhr die 25 Kilometer von Kalkar bis nach Hause – ohne Probleme. Immerhin! Am nächsten Tag stand eine Fahrt nach Emmerich auf dem Programm – 86 Kilometer. Ohne Probleme, oha. Die Sattelstütze musste allerdings aufgrund der Höhe des B67 noch ca. 0,50 cm nach unten gesenkt werden. Danach war das alte Hebelverhältnis wieder hergestellt.
Inzwischen haben wir 2.500 Kilometer gemeinsam zurückgelegt. Was soll ich sagen? Ich bin sehr zufrieden. Es gibt keine Probleme. Nichts tut weh. Nicht meine schlechteste Entscheidung. Aber es ist wie im wahren Leben. Für den einen passt es; für den anderen vielleicht nicht.
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