Thomas Hommen radelt mit dem Fahrrad durch Italien, NN vom 19.03.2025
Der Alpener Thomas Hommen startet Mitte April seine 4.000 Kilometer lange Fahrradtour in Bologna
Thomas Hommen steckt schon lange in der Planung seiner persönlichen „Giro D’Italia“. In knapp vier Wochen bricht der Extrem-Fahrradfahrer aus Alpen nach Italien auf, um vom 17. April bis zum 15. Mai einmal den „italienischen Stiefel“ zu durchfahren. Seit Anfang 2024 bereitet sich Hommen auf diese knapp 4.000 Kilometer lange Fahrradtour vor, die aber schon zu scheitern drohte, bevor sie überhaupt starten konnte.
Denn die Anreise nach Italien stellte Hommen vor größere Probleme. „Ich habe zunächst mit der Planung der Route begonnen. Dafür habe ich – mithilfe einer Navigations-App – etwa zwei Tage gebraucht. Dann habe ich mir an jeder Station bereits eine Übernachtung gebucht. Erst danach habe ich mich mit der Anreise beschäftigt. Das hätte ich lieber vorher tun sollen“, erklärt Hommen. Bereits am 15. April wird er mit dem Auto, das er mit seinem Elektrofahrrad und seinem Anhänger beladen wird, von Alpen aus ins bayerische Wolfertshausen fahren. Dort übernachtet er bei einem Freund. Am nächsten Tag soll es für Hommen weiter nach Bologna gehen, von wo aus er seine Italien-Rundreise am 17. April starten möchte. Doch die Frage lautete zunächst: Wie kommt er von Wolfertshausen nach Bologna?
„Dieses Stück bin ich auf meiner Tour vor zwei Jahren schon einmal mit dem Fahrrad gefahren. Das brauchte ich nun nicht noch einmal“, sagt Hommen. Der Plan lautete daher zunächst, mit dem Zug von Bayern nach Italien zu fahren. „Dafür gibt es von München aus eine schöne Verbindung. Aber ich musste ja sichergehen, dass ich mein Fahrrad inklusive Anhänger mitnehmen kann“, sagt Hommen. Dies habe er mit der Deutschen Bahn abklären wollen – allerdings ohne Erfolg. „Deshalb habe ich nach einer Alternative geschaut“, berichtet Hommen. Diese fand er in seinem Auto, für das er jedoch einen Stellplatz für vier Wochen benötigt. „Parkplätze in Parkhäusern sind für mehrere Wochen allerdings unheimlich teuer. Eine italienische Freundin gab mir aber den Tipp, dass Bologna einen Flughafen hat und ich mir dort auf einem der außerhalb liegenden Parkplätze einen Parkplatz buchen soll“, sagt Hommen, der die Anreise so noch rechtzeitig sichern konnte.
In den vergangenen Wochen taten sich jedoch erneut Probleme auf. Hommen hat seine Unterkünfte alle bereits Anfang 2024 gebucht. „Zehn davon haben mir in den vergangenen Wochen die Unterkunft storniert. Ich gehe davon aus, dass sie andere Buchungen reinbekommen haben, die lukrativer waren, als meine einzige Nacht, die für diese Buchungen dann aber im Weg war“, mutmaßt der 58-Jährige. Zehn weitere Unterkünfte habe er selbst in den vergangenen Wochen noch storniert, da die Bewertungen im Internet schlechter geworden seien. „Ich habe für alle aber schnell eine Ersatz-Unterkunft gefunden, da das Angebot sehr groß ist“, sagt Hommen. Er habe aber die Erfahrung gewonnen, dass er nicht noch einmal Unterkünfte so weit im Voraus buchen würde.
Der Alpener wird in diesem Jahr allerdings nicht zum ersten Mal in Italien mit dem Fahrrad unterwegs sein. „Ich war schon in Mailand, Verona, Venedig, Turin und Rom“, zählt Hommen auf, „das Besondere bei meiner ,Giro D’Italia‘ wird aber sein, dass ich dieses Mal nur kleinere Städte anfahren werde, die zumeist an der italienischen Küste liegen. Genua und Parma sind dabei noch die größten Städte“, verrät Hommen.
Mit 29 Radfahrtagen, knapp 4.000 Kilometern und etwa 35.000 Höhenmetern wird es Hommens persönliche neue Rekord-Fahrradtour sein. „Mir war von vornherein klar, dass, wenn ich einmal fast komplett durch Italien fahren möchte, ich etwa vier Wochen brauchen werde. So lang war ich bisher noch nicht weg. Das muss man natürlich auch erstmal zuhause klären, ob das machbar ist“, sagt Hommen. Seine Frau sei aber einverstanden gewesen, obwohl sogar der gemeinsame 33. Hochzeitstag in den Tour-Zeitraum falle. „Das wird das erste Mal sein, dass wir diesen nicht zusammen verbringen werden. Aber wir werden abends telefonieren“, sagt Hommen, der seine diesjährige Tour bewusst vorgezogen hat. „Ich erhoffe mir, dass Italien im Frühjahr ganz besonders schön sein wird. Ich komme zwar auch mit extremer Hitze in den Sommermonaten klar, aber im April und Mai wird es mit voraussichtlich durchschnittlich 20 Grad besonders angenehm und schön sein“, meint Hommen. Auch auf viele blühende Blumen und Pflanzen freue er sich. Die Vortfreude sei schon groß.
Bei der Planung der Tour hat Thomas Hommen Unterstützung von Annemarie Cargnelutti erhalten, die vor langer Zeit einen Italiener geheiratet hat und seitdem nicht nur die Sprache perfekt spricht, sondern auch wertvolle Tipps für eine Rundreise durch Italien geben kann. „Sie hat mir gesagt: Du wirst vermutlich mehr verpassen, als du tatsächlich sehen wirst. Und da hat sie sicherlich Recht. Denn vier Wochen sind für Italien natürlich immer noch zu wenig, aber ich möchte viele typische kleine Dörfer und Städte an der italienischen Küste kennenlernen. In meiner Vorbereitung habe ich schon immer mehr Sehenswürdigkeiten entdeckt, die ich sehen möchte, wie Ostuni, Monopoli und Polignano“, verrät Hommen. Ganz besonders freue er sich auch auf Alberobello. Die Stadt in der italienischen Region Apulien ist bekannt für seine kleinen, weißen Häuser mit den hohen runden Dächern, die sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören.
Ansonsten hält sich Hommen in diesem Jahr mit festen Planungen zurück. Denn sein Museumsbesuch im französischen Verdun, einem der markantesten Orte des ersten Weltkrieges, verlief im vergangenen Jahr ganz anders als geplant. „Deshalb bin ich mit Planungen vorsichtiger geworden. Ich lasse jetzt alles auf mich zukommen“, sagt Hommen, der täglich zwischen 75 und 160 Kilometern zurücklegen wird.
Vorbereitet hat sich der 58-Jährige in den vergangenen Monaten trotzdem sehr intensiv auf sein erneutes Abenteuer. Mithilfe von Sprach-Apps und seiner Bekannten Cargnelutti hat er italienisch gelernt. „Verstehen kann ich mittlerweile schon sehr viel. Beim Sprechen hapert es manchmal noch, weil die Hürde zu sprechen groß ist. Aber daran arbeite ich gerade noch. Die wichtigsten Sätze, um mich auszutauschen oder etwas zu essen zu bestellen, kann ich schon“, sagt Hommen. Ihm sei es wichtig gewesen, die Sprache zu lernen. „Die Italiener freuen sich, wenn man sie in ihrer Muttersprache anspricht – auch wenn es vielleicht nicht perfekt ist“, meint Hommen. Ansonsten müsse sein Elektrofahrrad nur noch die letzte Inspektion überstehen. Dann könne die große Rundreise durch Italien starten.
Text von Sabrina Peters