Mit Mega-Bremsscheibe auf Acht-Länder-Tour, RP vom 03.03.2023

Für extreme Belastungen: Thomas Hommen hat sein Rad für lange Abfahrten in den Bergen technisch mit einer Superbremsscheibe hochgerüstet (RP-Foto: BP)
Der Menzelener Marathonradler Thomas Hommen hat seine Großtour für den Sommer stehen. So ist der Plan für 2800 Kilometer.
Schneller, höher, weiter – die drei ewig sportlichen Attribute sind auch für Marathonradler Thomas Hommen das Maß, wenn er in den Sattel steigt. Noch hält sich der Winter, wenn auch zart. Doch der 55-jährige Biker aus Bönning-Rill hat seine Planung für seine nächste Sommertour auf zwei Rädern schon weitgehend abgeschlossen. Es ist seine sechste große Reise.
Vom 9. Juni bis zum 4. Juli soll’s auf Tour gehen. In dreieinhalb Wochen will er sich durch nicht weniger als acht Länder bewegen und sich auch nicht durch hohe Berge bremsen lassen. An 24 reinen Fahrtagen will er 2800 Kilometer fressen und dabei nicht weniger als 30.000 Höhenmeter bewältigen. So jedenfalls ist der Plan.
Nicht nur der Tour steht. Auch technisch hat sich der erfahrene Vielradler auf extreme Belastungen vorbereitet. Er hat sich für sein sportliches E-Bike mit den zwei Batterien in der Werkstatt seines Vertrauens eine Spezialbremsscheibe bestellt. Die will er seinem „Wurm“, wie seine Töchter seinen Drahtesel getauft haben, vor dem Start einbauen. Diese Nachrüstung hat er sich, klug geworden aus Erfahrung, nach der Abfahrt vom Pass St. Bernardino im vorigen Jahr einfallen lassen.
Die stundenlange Abfahrt hat seine alte Standard-Bremsscheibe zum Glühen gebracht. „Die war am Ende blau angelaufen“, so der Pilot. Das soll ihm mit der neuen Scheibe mit einem Durchmesser von 220 Millimetern nicht mehr passieren. Auch wenn’s am Bremshebel ein sehr feines Händchen braucht, um nicht „über Kopp“ zu gehen, wie der Niederrheiner verharmlosend sagt: „Die Bremse ist schon griffig“, sagt der geübte Pedaleur.
Den neuen Ledersattel hat Thomas Hommen, der täglich – „bei Wind und Wetter“ – auf seinen Drahtesel steigt, schon ordentlich eingeritten. „Da tut auch nach Stunden im Sattel nix weh“, sagt er. Darf auch nicht. Schließlich geht es wieder hoch in die Berge. Der „Wurm“ ist technisch topfit. Er hat die Inspektion ohne Mängel überstanden.
Die Quartiere hat der Abenteurer, der im Jahr bis zu 25.000 Kilometer strampelt, am heimischen Computer über eine Buchungs-App klar gemacht. Hier genieße er inzwischen „Genius-Status“. Das macht’s für ihn ein wenig günstiger. Nur in den Dolomiten war’s eng, etwas zu finden, was ins Budget passt. Hat aber letztlich geklappt. „Ich habe ein Bett gefunden.“
Die Wege, über die er sich ebenfalls digital leiten lässt, sind vorgezeichnet. Möglichst abseits der von Autos stark frequentierten Asphaltpisten, landschaftlich reizvoll. „Weil ich zeitlich kaum Druck habe, nehme ich auch Umwege in Kauf, um Schönheiten, die fast auf dem Weg liegen, anzusteuern“, so Hommen.
Am 9. Juni geht’s los. „Ich bin ja nicht mehr im Rat und muss also nicht bis zur letzten Sitzung vor der Sommerpause warten, um aufzubrechen. Ich bin ein freier, zeitlich ungebundener Mann“, sagt der ehemalige FDP-Mann schmunzelnd.
Mit der Fiets an Bord geht’s zunächst im Auto wieder hoch nach Wolfratshausen im Oberbayerischen. Dort stellt der Mann aus Menzelen den Motor aus und seinen Wagen bei einem Kumpel ab. Nach zwei Tagen in den deutschen Alpen geht’s hinüber nach Österreich, von da weiter nach Tschechien, in die Slowakei, nach Ungarn – für die Hauptstadt Budapest hat Hommen zwei Tage eingeplant –, ehe er Slowenien und Italien erreicht. Dann kommt der Marathonradler wieder nach Österreich und passiert schließlich die Grenze nach Deutschland.
„Es sind vier Länder dabei, in denen ich bisher noch nicht war“, erzählt der 55-Jährige. Und er weist darauf hin, dass er nicht in allen acht Ländern, die er besucht, mit Euros zahlen kann. „Das wir spannend“, sagt der Radfahrer mit sichtbarer Vorfreude auf das, was ihn erwartet.
Zur Vorbereitung auf die Acht-Länder-Tour steigt der Radler bisweilen auch mal aus dem Sattel. Am 22. April startet im Landschaftspark Nord in Duisburg der Mammutmarsch Ruhrgebiet. 55 Kilometer Fußweg liegt vor den Teilnehmenden. „Ich bin am Start“, sagt der Mann, der permanent in Bewegung ist und für jedes Lebensjahr einen Kilometer marschieren will. Einlaufen will er sich auf dem Fußwg von zu Hause aus bis zum Fürstenberg und dann rund um die Xantener Seen. Hommen sitzt nicht mehr, erst läuft, dann radelt er.
INFO
Ausstieg Thomas Hommen hat drei Jahre in Folge die Einzelwertung im bundesweiten Wettbewerb „Stadtradeln“ in Alpen gewonnen. Zuletzt 2019. Danach ist der Ex-Ratsherr nicht mehr in dieser Wertung angetreten, weil ihm die politische Ausrichtung der klimafreundlichen Aktion nicht schmeckte. Im vorigen Jahr hat er auch die FDP abgehängt.
[Artikel und Foto BP]

Thomas Hommen radelt täglich, immer mit Helm (Foto: thh)