Eine geschichtsträchtige Route, NN vom 24.04.2024

Mit seinem Fahrrad, liebevoll „Wurm“ genannt, startet Thomas Hommen in diesem Jahr von seinem Alpener Zuhause aus in die Ferne. Bild: Privat

 

Thomas Hommen unternimmt jährlich eine lange Fahrrad-Reise – dieses Mal nach Nord-Frankreich

 

Alpen. Thomas Hommen hat schon viele Radtouren abseits des Niederrheins absolviert. Vor zwei Jahren führte es ihn auf seinem „Wurm“, wie er liebevoll sein Fahrrad nennt, durch fünf Länder – darunter Schweiz, Österreich und Italien. Diese Reise toppte er im vergangenen Jahr mit seiner „8-Länder-Tour“, bei der 2913 Kilometer und 31.256 Höhenmeter zurücklegte. „In diesem Jahr lasse ich es etwas ruhiger angehen. Man kann sich nicht jährlich steigern, denn dann ist irgendwann das Ende erreicht“, sagt Hommen. Deshalb startet er am 10. Juni ab seinem Wohnort in Alpen auf eine diesmal kürzere 17-tägige Fahrrad-Tour durch Deutschland, Belgien, Luxemburg und Nordfrankreich.

Für den 57-Jährigen hat seine diesjährige Tour aber dennoch eine besondere Bedeutung. „Ich bin ja sehr geschichtsinteressiert. Deshalb wird das in diesem Jahr meine Geschichtstour“, sagt Hommen. Von Alpen fährt er über Ravels, Gent und Brügge nach Dünkirchen. Die „Schlecht von Dünkirchen“ während des zweiten Weltkrieges im Mai und Juni 1940 ist natürlich den Historikern auch heute noch ein Begriff. In Dünkirchen, das in Französisch Dunkerque heißt, möchte Hommen auf den Spuren des Militärs wandern und sich mit der Geschichte befassen. Gleiches gilt auch für seinen Aufenthalt in Verdun, wo er voraussichtlich am 20. Juni ankommen wird. Die „Schlacht von Verdun“ war ein Gefecht im ersten Weltkrieg und dauerte vom 21. Februar bis zum 19. Dezember 1916. „Ich habe mich erst spät auch für den ersten Weltkrieg interessiert, aber es wird bestimmt interessant werden, an diesen geschichtsträchtigen Ort zu reisen“, meint Hommen.

In diesem Jahr wird der 57-Jährige etwa 1.800 Kilometer und 10.000 Höhenmeter zurücklegen und dabei auf seinem „Wurm“ in Alpen starten und auch wieder ankommen. Weder die Strecke noch die Höhenmeter stellen ihn vor wirklichen Herausforderungen. „Ich fahre ja 25.000 Kilometer pro Jahr auf dem Fahrrad. Allerdings weiß man bei so einer Reise nie, was passiert“, sagt Hommen. Das haben bei ihm auch die vergangenen Jahre gezeigt. Im vergangenen Jahr fiel ihm etwa bei der finalen Durchsicht seines Fahrrads eine kaputte Speiche auf. Die Felge musste kurzfristig getauscht werden. Allerdings sollte Hommen nicht lange vor einem weiteren Zwischenfall verschont bleiben.

Denn auf seiner damaligen ersten Etappe vom bayerischen Traunstein nach Egglfing riss ihm der Riemen. „Dort war wohl ein Stein reingekommen, dabei hatte ich die Schaltzüge – die ja ein typisches Verschleißteil sind – gerade vorher wechseln lassen“, sagte Hommen nach seiner „8-Länder-Tour“. Er kontaktierte seinen Kalkarer Fahrradhändler umgehend, der ihm zum sofortigen Austausch riet. „Also musste ich mir in Bayern einen Fahrradhändler suchen. Der erste hatte keine Werkstatt, ein anderer zehn Kilometer weiter aber glücklicherweise schon“, berichtete Hommen. Somit konnte der 55-Jährige im vergangenen Jahr erst nach einigen Herausforderungen und einer funktionierenden Schaltung („Die bei diesen bergigen Etappen besonders wichtig ist“) richtig losstarten.

Natürlich hofft der 57-Jährige in diesem Jahr von solchen Zwischenfällen verschont zu bleiben. Die Tour ist mit allen 17 Nächten immerhin schon komplett gebucht. „Ich bin keiner, der einfach drauflosfährt. Ich plane und buche alles schon exakt im Vorhinein“, sagt Hommen. Etwa 100 Kilometer wird er täglich auf dem Fahrrad zurücklegen. „Die weiteste Entfernung sind 130 Kilometer – das geht aber auch nur bei wenigen Höhenmetern“, verrät Hommen. Einen längeren Aufenthalt gönnt er sich lediglich in Frankreichs Hauptstadt Paris, wo vom 26. Juli bis 11. August auch die olympischen Spiele stattfinden werden. „Mal sehen, ob man davon in der Stadt schon etwas sehen wird“, sagt Hommen, der insgesamt drei Mal in Paris übernachten und somit zwei ganze Tage in Frankreichs Hauptstadt zur Verfügung haben wird. „Ich möchte Paris etwas mit meinem Fahrrad erkunden, auch wenn ich schonmal da war. Aber Paris ist so groß, da gibt es immer etwas zu sehen“, sagt Hommen. Mit seinem Fahrrad könnte er schließlich auch problemlos zum Eiffelturm fahren. An einem Tag plant der Alpener jedoch auch einen Ausflug ins etwa 20 Kilometer entfernte Versailles.

Nachdem er in Trier voraussichtlich am 23. Juni wieder deutschen Boden unter den Rädern haben wird, fährt Hommen noch die Mosel entlang nach Königswinter und von dort aus wieder nach Alpen, wo er aller Voraussicht nach am 26. Juni von seiner Familie wieder in die Arme geschlossen werden kann. Von welchen Höhepunkten er dann berichten kann, mag er vorab gar nicht sagen. „Im vergangenen Jahr hatte ich mich sehr auf die Drei Zinnen (ein markanter Gebirgsstock in Italien; Anm. d. Red.) gefreut. Als ich dann aber oben angekommen war, war so viel Nebel, dass ich sie nicht sehen konnte. Deshalb lasse ich die jetzige Reise einfach auf mich zukommen – ohne vorher ein wirkliches Highlight aus zu erkoren“, sagt Hommen.

Während die Geschichtstour durch die Benelux-Länder und Nord-Frankreich noch ansteht, hat Hommen auch schon seine nächste Tour komplett durchgeplant. Sie soll einmal komplett durch Italien gehen. Denn der Extrem-Fahrrad-Fahrer vom Niederrhein möchte mit seinem „Wurm“ noch öfter die Schönheit und Vielfalt Europas erkunden.

[Text: Sabrina Peters]

Hommens Route

Alpen, Ravels, Gent, Brügge, Dünkirchen, Arras, Senlis, Paris, Reims, Verdun, Nancy, Metz, Trier, Brockscheid, Königswinter und Alpen

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