2.800 Kilometer auf dem Fahrrad durch (Ost-) Europa, Niederrhein Nachrichten vom 03.05.2023

Foto: Pixabay
Thomas Hommen aus Alpen startet am 10. Juni im bayerischen Traunstein seine „Acht-Länder-Tour“ auf zwei Rädern. 30.000 Höhenmeter möchte er bewältigen – unter anderem entlang der Dolomiten in Südtirol.
„Sie wissen aber schon, dass es hier bergig ist?“, lautete die ungläubige Antwort, als Thomas Hommen im italienischen Innichen anrief, um sich ein Einzelzimmer für eine Nacht zu buchen und die Frage zuvor lautete, mit welchem Mittel er den anreise. „Na mit dem Fahrrad“ entgegnete der Alpener prompt. Die Dolomitenregion „Drei Zinnen“ liegt im Osten Südtirols und befindet sich auf knapp 3000 Metern über dem Meeresspiegel. Die „Drei Zinnen“ sind das markanteste Gebirgsstück der Dolomiten und gelten mit ihren drei Spitzen als das Wahrzeichen der (Sexten) Dolomiten im Hochpustertal. Die 3300-Seelen-Gemeinde Innichtal gehörte zu jener Region, die mit knapp 2000 Metern Höhenunterschied mit dem Fahrrad schon eine echte Herausforderung. „Ich habe dem Herrn am Telefon aber gesagt, dass ich das schon öfter gemacht habe und weiß, was, dass ich mir das zutrauen kann“, sagt Hommen.
Es wird die sechste große Radtour seines Lebens sein, die der 56-jährige am 10. Juni starten möchte. Alles begann 2019 (Anmerkung: 2017) mit dem Bundesparteitag der FDP in Berlin. Der mittlerweile von seinen Ämtern zurückgetretene Lokalpolitiker legte damals den Weg von Alpen nach Berlin mit dem Fahrrad zurück, um ein Zeichen zu setzen. Der ohnehin schon passionierte Radler fand Gefallen an den großen Distanzen und am Fahrradfahren in unbekannten Regionen. „Hier am Niederrhein kenn ich schon alles – gefühlt jeden Stein. Andere Orte auf dem Fahrrad kennenzulernen, reizt mich nun immer mehr“, sagt Hommen, der etwa 20.000 Kilometer (Anmerkung: 25.000) jedes Jahr auf zwei Rädern bewältigt.
Nach unter anderem einer reinen Deutschland-Tour reiste der Alpener im im vergangenem Jahr mit seinem „Wurm“, wie seine Töchter liebevoll sein Fahrrad getauft haben, im vergangen Jahr durch 5 Länder. Sie führte neben Deutschland auch die Schweiz, Österreich, Italien und Südtirol (Anmerkung: auch durch Lichtenstein). Nach dem Motto „höher, schneller, weiter“ hat er seine geplante Route in diesem Jahr nochmals erweitert. „Es muss ja irgendwie immer eine Schippe draufgelegt werden. Ich möchte mich eben jedes Mal steigern. Aber ich glaube, diese Tour wird nicht mehr getippt werden können“, sagt Hommen.
In 24 Fahrtagen möchte er 2800 Kilometer und 30.000 Höhenmeter meistern und dabei Städte wie Brünn (Slowakei) Bratislava, Budapest (beide Ungarn), Zagreb (Slowenien) oder Triest (Italien) erkunden. Wie seine Vorbereitung darauf aussieht? „Es gibt keine Spezielle“, antwortet der 56-jährige, „ich bin ja ohnehin jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs und weiß mittlerweile, was ich mache.“
Seinem wichtigsten Utensil auf zwei Rädern widmet er dagegen wesentlich mehr Aufmerksamkeit. „Daran wird ja ohnehin regelmäßig etwas gemacht. Im vergangenen Jahr hat es etwa einen neuen Sattel bekommen. Nach meiner Fünf-Länder-Tour habe ich gemerkt, wie wichtig der ist. Mit meinem neuen kann ich auch große Distanzen ohne Schmerzen zurücklegen“, berichtet Hommen. Bei einer kleineren Tour über seinen Geburtstag ist ihm erst im März der Riemen gerissen. „Dieser war bei bei meinem Fahrradhändler leider nicht sofort lieferbar. Ohne ist man natürlich aufgeschmissen. Deshalb nehme ich jetzt einen zweiten Riemen mit“, verrät Hommen.
Zudem hat er sein Fahrrad mit einem neuen Schaltzug und neuen Pedalen ausgestattet. Eine neue Bremsscheibe hat er überdies bereits gekauft. Diese läßt er kurz vor der Tour noch einbauen. Sie ist allerdings nichts für Anfänger. „Wenn man nicht weiß, wie man die Bremsstärke dosieren muss, fliegt man ganz schnell mal über den Lenker“, sagt Hommen. Die Bremsleistung sei schließlich immens. „Diese braucht man hier am flachen Niederrhein auch nicht. Bei großen Höhenunterschieden wie in den Dolomiten wird sie aber eine große Erleichterung für mich sein“, sagt Hommen. Diese Erfahrung hab er im vergangenen Jahr gemacht, wo er allerdings noch mit weniger Bremsleistung unterwegs war.
Seine diesjährige Route hat der 56-jährige bereits am heimischen PC geplant und abgespeichert. Mithilfe einer Smartphone-App wird er sie am 10. Juni im bayrischen Traunstein starten, um ins österreichische Eggfling zu radeln. Bis zum 04. Juli geht es für ihn quer durch Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Italien. Bis zu 150 Kilometer wird er am Tag mit dem Fahrrad zurücklegen. Alle Unterkünfte – und damit alle Etappenziele – sind bereits gebucht. „Das ist mir auch wichtig. Ich weiß ganz genau, wo ich jeden Tag hinmuss“, sagt Hommen.
Eine Herausforderung sei die Tour dennoch. „Ich kann mir natürlich keine Pause erlauben und bin auf mich alleingestellt. Aber genau das macht auch den Reiz aus“, sagt der Niederrheiner. Mit seiner Familie bleibt er während der knapp vier Wochen per Smartphone in Kontakt und per GPS verbunden. „Wenn sie sehen, ich bewege mich für längere Zeit nicht mehr, wissen sie, dass etwas passiert ist. Aber gehe natürlich davon aus, dass alles gut geht“, sagt Hommen.
Die Vorfreude steige nun von Tag zu Tag: „Ich will jetzt, dass es los geht. Für mich ist diese Tour im Jahr, die ich bewusst ganz alleine mache, die beste Art, den Kopf freizukriegen und etwas von der Schönheit Europas zu sehen.
(Text Sabrina Peters, NN)